Beim Einrichten der neuen Blog-Rubrik RESET dachte ich eigentlich, ich würde jetzt ein geordnetes/langweiliges Leben ohne große Überraschungen führen. Aber anscheinend habe ich in meinem Leben durch die Rubrik „Mein erstes Mal“ etwas angestoßen und die Möglichkeiten zum ersten Mal ergeben sich immer wieder.
Dieses Mal bekam ich die Möglichkeit, zum ersten Mal in meinem Leben den Berg auf Skiern hinab zu sausen. Ich bin früher als Kind in Schweden sehr viel Langlauf gefahren, aber nie Abfahrt. Ich muss auch gestehen, dass ich es wahrscheinlich nie ausprobiert hätte. Ich habe nämlich eine leichte Höhenangst und nicht das nötige Kleingeld dafür (Liebes Universum: Das hast Du jetzt nicht gehört. Natürlich bin ich reich!). Aber als mir ein paar unglaublich liebe Menschen anboten, die kompletten Kosten für ein Wochenende in der Schweiz zu übernehmen, war ich unendlich dankbar und habe mich sehr darauf gefreut. Wieder eine Chance, mich meinen Ängsten zu stellen und über mich hinaus zu wachsen.
Alles auf Anfang also: Hoch motiviert und in komplett geliehener Montur stand ich, mit einem Freund aus Australien, der noch nie in seinem Leben auf Skiern gestanden hatte, am Fuße des Kinderhügels und wartete auf unseren Skilehrer. Wir waren sehr aufgeregt und mussten ständig lachen, weil wir uns die wildesten Szenarien ausmalten. Insgeheim hatte ich aber wirklich Angst, ich würde ein paar Kinder verletzen.
Es fühlte sich sehr vertraut an, die Skier unter den Füssen zu haben und ziemlich schnell gab mir der Skilehrer die Anweisung, den Berg runter zu fahren. Die zwei Skistunden vergingen wie im Flug. Mein Kumpel wollte dann etwas essen gehen und hier kommen wir zu meiner gelernten Lektion.
Intuition, was ist das? Ein Gefühl, auf das man achten sollte, weil es einem genau sagt, was man als nächstes tun sollte, um sein Leben möglichst glücklich, gesund und erfolgreich zu leben. Das ist meine Definition. Intuition kann man üben, indem man versucht, im Augenblick zu sein. Das kann ich mittlerweile sehr gut. Warum hat es also an diesem Punkt nicht geklappt?
Dafür müsst ihr natürlich wissen, was als nächstes geschah: Ich war eigentlich müde, aber wollte unbedingt noch ein letztes Mal runterfahren, um die Bewegung in Fleisch und Blut zu kriegen. Schon da hörte ich die innere Stimme, aber sie war sehr leise. Als ich dann auf dem Skilift saß, wurde sie sehr laut, aber leider gab es kein zurück mehr. Es kam wie es kommen musste. Ich habe mich schon am Anfang mit vollem Karacho lang gemacht. Mein Spagat hätte jede Ballerina vor Neid erblassen lassen und beim Aufprall auf die Schulter hörte ich ein klares knackendes Geräusch. Es ist im Endeffekt nichts gebrochen und ich bin nur mit einer Art Prellung aus der Geschichte glimpflich raus, aber durch die Reizung im Schultergelenk habe ich seit vier Monaten immer noch ab und zu Schmerzen. Ich sehe es aber als ein natürliches Souvenir von einer sehr schönen und lustigen Zeit.
Warum habe ich nicht auf die Stimme gehört? Meine Erklärung ist die, dass wir alle Eigenschaften haben, an denen wir arbeiten können. Eigenschaften, die uns nicht immer gut tun. Eigenschaften, die uns immer wieder dieselben dummen Fehler machen lassen. Und weil die Pfade zu ihnen in unserem Gehirn so eingetreten sind, entscheiden wir uns immer wieder für diese Eigenschaft, wenn wir in bestimmte Situationen kommen. Da hat die Intuition kaum was zu melden, weil daraus schon ein Reflex geworden ist.
Bei mir ist es die Eigenschaft, körperlich über meine Grenzen zu gehen. Ich achte einfach nicht darauf, wenn ich müde bin. Wenn ich etwas will, dann tue ich es, egal wie ich mich fühle. Tja, hätte ich doch einen Moment innegehalten und in meinen Körper reingehorcht. Denn ich war sehr müde. Ich hätte das feine Gefühl gehabt „es ist genug für heute“.
Ich denke, man kann meine Erkenntnis auf jede Eigenschaft übertragen. Wenn jemand z. B. meint „Warum lerne ich immer nur die falschen Männer bzw. Frauen kennen?“ oder „Warum immer ich?“ dann liegt es daran, dass wir unserer inneren Stimme nicht zuhören KÖNNEN bzw. WOLLEN. Das lässt sich ändern (ich lasse hier bewusst das Wörtchen „einfach“ weg), indem man einen Moment innehält und versucht, im Augenblick zu sein. Denn im Augenblick sind alle Gefühle präsent und man sieht die Wahrheit. Vertraue darauf.